۱۴۰۴ مهر ۶, یکشنبه

Die Illusion des Friedens im Nahen Osten: Blockade der Intersubjektivität, Unterdrückung der Subjektivität





                                                                                                                                                                      Shahoo Hosseini

Frieden wird in der gängigen Auffassung immer im Schatten des Krieges definiert: Wenn der Krieg aufhört und das Blutvergießen endet, gilt Frieden als hergestellt. Diese negative und minimalistische Auffassung ist das, was man als „allgemeines Verständnis von Frieden“ bezeichnen kann; ein Verständnis, das auf der Ebene internationaler Institutionen, politischer Abkommen und sogar im öffentlichen Diskurs vorherrscht. Aber die philosophische Frage lautet: Bedeutet Frieden wirklich nur das Schweigen der Waffen und das Unterzeichnen von Verträgen?

Die Philosophie sieht Frieden, im Gegensatz zur politischen Norm, nicht als einen negativen Zustand, sondern im Horizont einer ontologisch und subjektiv begründeten Bedingung. Frieden in diesem Sinne ist nicht das Ende des Krieges, sondern die Möglichkeit eines Neuanfangs: eine Möglichkeit für das Erscheinen von Subjektivitäten, ein Raum für Intersubjektivität, also die Beziehung zwischen Ich und Anderem im Horizont gegenseitiger Anerkennung, ein Fundament für Vielfalt und Pluralismus von Subjektivitäten, wo keine Wahrheit oder Macht alle Unterschiede gleichschaltet. Anders gesagt: Philosophischer Frieden bedeutet Bedingungen, unter denen „Sein-mit-dem-Anderen“ nicht aus Zwang oder Hegemonie, sondern auf Grundlage von Freiheit, Gleichheit und gemeinsamer kreativer Entfaltung verwirklicht wird. Wenn Freiheit im philosophischen Sinne Selbstständigkeit und Autonomie des Subjekts bedeutet, dann ist Frieden im philosophischen Horizont die Bedingung für die Verwirklichung dieser Selbstständigkeit im gemeinsamen, intersubjektiven Feld.

Aus dieser Perspektive bedeutet „kein Krieg“ nicht zwangsläufig „Frieden haben“. Es kann Zustände geben, in denen der Krieg verstummt ist, aber Subjektivitäten unterdrückt werden, Intersubjektivität blockiert ist und Pluralismus in den Hintergrund gedrängt wird. Was in solchen Zuständen vorherrscht, ist nichts anderes als Friedensillusion; ein falscher Frieden, der eher der Aufrechterhaltung von Herrschaft und Unterwerfung dient als der Freiheit und der Möglichkeit des Erscheinens von Differenzen.

Daher besteht die zentrale philosophische Frage nicht im Krieg, sondern in der Möglichkeit oder Unmöglichkeit von philosophischem Frieden; einem Frieden, der gleichzeitig befreiend und kreativ ist und den Raum für das Zusammenleben von Subjektivitäten im Horizont von Vielfalt und Differenz bereitet. Überleitung zur Problematik des Nahen Ostens: Friedensillusion und Blockade von Subjektivität.

Wenn Frieden, wie zuvor diskutiert, die Bedingung für das Erscheinen von Subjektivitäten und intersubjektivem Pluralismus ist, zeigt die Situation im Nahen Osten deutlich das Fehlen dieses Friedens. In dieser Region wird „kein Krieg“ oder das Vorhandensein relativer Abkommen oft als Maßstab für Frieden gesehen, obwohl dieses Maß nur oberflächlich und hegemonial ist.

 

Tatsächlich herrscht im Nahen Osten:

Blockade der Intersubjektivität: Die Möglichkeit eines echten Dialogs zwischen Subjektivitäten ist eingeschränkt oder systematisch unterdrückt. Politische und soziale Diskurse verlaufen oft einseitig und hegemonial.

Unterdrückung von Subjektivität: Die Möglichkeit, kollektive oder individuelle Selbstständigkeit und Kreativität zu entfalten, wird durch dominierende Mächte oder ungleiche Strukturen blockiert. Unterschiede werden entweder erzwungen gleichgeschaltet oder an den Rand gedrängt.

 

Friedensillusion: Was als Frieden präsentiert wird, ist weder Pluralismus noch Freiheit, sondern die Aufrechterhaltung der Hegemonie und Herrschaft. Menschen und Subjekte leben scheinbar „friedlich“, doch dieser Frieden ist kein philosophischer Frieden; er erkennt die Möglichkeit von Selbstständigkeit und das Auftreten von Differenzen nicht an.

Daher müssen wir, wenn wir vom Nahen Osten sprechen, unser Verständnis von Frieden überdenken: Frieden ist nicht nur ein politischer oder vertraglicher Zustand, sondern ein praktischer und philosophischer Raum für Selbstentfaltung und freie Interaktion von Subjektivitäten. Das Fehlen eines solchen Raums ist nicht nur eine politische oder soziale Krise, sondern eine philosophische Krise, die wir als Friedensillusion erleben.

 

Philosophisch-politische Analyse: Blockade des Friedens im Nahen Osten

Im Nahen Osten wird Frieden nicht nur aufgrund offener Kriege verhindert, sondern durch verborgene Mechanismen von Herrschaft und Unterwerfung von Subjektivitäten. Diese Blockade lässt sich in mehreren Schlüsselbereichen analysieren: Hegemonie und Reproduktion von Herrschaft: Dominierende Mächte, sowohl auf staatlicher als auch auf überregionaler Ebene, beschränken den Raum für Subjektivitäten durch autoritäre Politik und Kontrollsysteme. Diese Hegemonie formt nicht nur den politischen, sondern auch den sozialen und kulturellen Raum und drängt Unterschiede an den Rand. Ergebnis: ein falscher Frieden, der äußerlich Ordnung und Stabilität zeigt, aber in Wirklichkeit Kreativität und Selbstständigkeit unterdrückt.

Blockade der Intersubjektivität: Dialog und Interaktion zwischen Subjektivitäten, die Voraussetzung für philosophischen Frieden sind, stoßen auf strukturelle und kulturelle Hindernisse. Dominante Narrative sind meist monologisch und unterdrückend und begrenzen die Anerkennung abweichender Stimmen. Ohne gleichberechtigten und kreativen Austausch kann echter Frieden nicht entstehen.

Unterdrückung von Subjektivität und Selbstständigkeit: Menschen und Gemeinschaften im Nahen Osten sehen sich häufig politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beschränkungen ausgesetzt, die die Autonomie und die Entfaltung der Subjektivität verhindern. Dies hindert die Entfaltung von Vielfalt und Pluralismus.

Friedensillusion: Kombination aus Hegemonie, Blockade der Intersubjektivität und Unterdrückung von Subjektivität erzeugt eine Situation, die als Friedensillusion bezeichnet werden kann: eine Gesellschaft, die äußerlich ohne Krieg ist und auf dem Papier Abkommen hat, in der Praxis aber keine Selbstständigkeit, Dialog oder Differenz zulässt, erlebt keinen philosophischen Frieden. Ausbeutung und Blockade der Subjektivität der Kurden in den vier Staaten des Nahen Ostens.

Wenn Frieden als Raum für das Erscheinen von Subjektivitäten und Intersubjektivität verstanden wird, ist die Situation der Kurden in der Region ein greifbares Beispiel für das Nichtvorhandensein dieses Friedens. In den vier Staaten: Türkei, Iran, Irak und Syrien, sind Kurden mit systematischen Mechanismen von Hegemonie und Unterdrückung konfrontiert, die sowohl Freiheit als auch die Möglichkeit zur Selbstentfaltung begrenzen.

Hegemonie der Nationalstaaten und Reproduktion von Herrschaft: In jedem dieser Länder verfolgen zentrale Regierungen durch unterdrückende Politiken und die Umgestaltung von Geschichte und Identität die Kontrolle und Unterwerfung der Kurden. Diese Hegemonie verhindert die Bildung kollektiver kurdischer Subjektivität und schafft eine Friedensillusion, die in Wirklichkeit die Fortsetzung der Herrschaft bedeutet.

Blockade der Intersubjektivität: Die Möglichkeit eines gleichberechtigten Dialogs zwischen Kurden und anderen Subjektivitäten oder Regierungen, besonders in politischen und sozialen Bereichen, ist stark eingeschränkt. Kurdische Narrative werden oft an den Rand gedrängt und ihre Stimmen nicht anerkannt. Diese Blockade verhindert sowohl philosophischen Frieden als auch die Entfaltung eines Pluralismus der Subjektivitäten in der weiteren Gesellschaft.

Unterdrückung von Subjektivität und Einschränkung der Selbstständigkeit: Kurden sehen sich in allen vier Ländern mit erheblichen Beschränkungen in Bildung, Sprache, Kultur und politischer Partizipation konfrontiert. Diese Einschränkungen verhindern nicht nur individuelle Subjektivität, sondern blockieren auch die kollektive Subjektivität der Kurden. Eine Gesellschaft, die äußerlich „friedlich“ erscheint, ist in Wirklichkeit ein Ort der Unterdrückung von Kreativität und Selbstentfaltung.

Friedensillusion und Fortsetzung der Ausbeutung: Die Situation der Kurden ist ein deutliches Beispiel für Friedensillusion: ein Frieden, der nicht auf Pluralismus und echter Freiheit basiert, sondern auf Hegemonie und Herrschaft. Frieden ohne Freiheit und Selbstständigkeit ist kein Frieden, sondern die Fortsetzung von Ausbeutung und Blockade der Subjektivität.

 

Schlusswort

Frieden, wie er in der gängigen Auffassung verstanden wird, wird oft einfach mit Abwesenheit von Krieg oder oberflächlichen Vereinbarungen gleichgesetzt. Die Philosophie lehrt uns jedoch, dass Frieden mehr ist als das Schweigen der Waffen; Frieden ist der Raum für das Erscheinen von Subjektivitäten und intersubjektivem Pluralismus. Freiheit und Frieden sind zwei Seiten derselben Medaille: Ohne die Möglichkeit zur Selbstständigkeit und Autonomie der Subjektivitäten ist Frieden lediglich eine hegemoniale Illusion.

 

Die Erfahrung der Kurden in den vier Staaten des Nahen Ostens ist ein deutliches Beispiel für diese Blockade: Hegemonie, Unterdrückung von Subjektivität und Blockade der Intersubjektivität reduzieren Frieden auf eine oberflächliche und falsche Erscheinung. Was als „Frieden“ erscheint, ist in Wirklichkeit die Fortsetzung von Ausbeutung und die Verweigerung der Möglichkeit zur Selbstentfaltung. Echter, philosophischer und existenzieller Frieden entsteht nicht durch Machtvereinbarungen, sondern durch Freiheit, Selbstständigkeit und kreative Interaktion von Subjektivitäten. Wenn diese Möglichkeit gegeben ist, ist Frieden nicht ein statischer Zustand, sondern ein Feld der Entfaltung und des Pluralismus von Subjektivitäten, wo Differenzen anerkannt werden und jedes Subjekt seine Existenz in der Welt verwirklichen kann.

 

Kurz und bündig: Philosophischer Frieden ist kollektive Selbstentfaltung im Horizont der Differenzen; überall dort, wo Subjektivitäten unterdrückt werden und Intersubjektivität blockiert ist, ist Frieden nur eine Illusion.


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